Technik – Streckentechnik
Flüstergleise sind nicht wirklich leise
Schlägt man mit einem Hammer an ein Schienenstück, dröhnt ein voller, dumpfer Ton. Die Schiene wirkt wie eine tiefe Glocke – und ähnlich ist das mit dem Stahlrad eines Güterwagens. Da reicht schon ein leises Antippen und das Rad tönt sehr laut, allerdings in höheren Frequenzen. Mit dem Triangel-Trick schafft man es, die Geräusche deutlich zu senken. So wie der Musiker die Triangel durch Berührung verstummen lässt, kann man auf dem Gleissteg mit Kunstharz zusätzliche Stahlplatten aufkleben. Diese Schichtung dämpft den frei schwingenden Stahlsteg und macht die Sache dadurch leiser.
Das Gleis wirkt bei Anfahrt des Zuges und beim Überrollen wie ein Lautsprecher. Durch die beschriebenen Schwingungsabsorber und weitere technische Ideen könnte man die Eisenbahn deutlich leiser machen. Flache Schallschutzwände neben den Gleisen oder gedämpfte Räder sind solche Beispiele.
Abb. 1
Nur muss man wissen, dass diese Lärmbetrachtungen nur für bestimmte Geschwindigkeiten gelten. Unsere Grafik (Abb. 1) zeigt, welche Arten von Streckenlärm auftreten können.
Abb. 3
Dazu erläutert die Abb. 3, dass die Antriebsgeräusche vor allem bei niedrigen Geschwindigkeiten, die Rollgeräusche bei mittleren Geschwindigkeiten und die aerodynamischen Geräusche bei hohen Geschwindigkeiten auftreten. Die Grafik zeigt auch sehr schön, je schneller man fährt, umso lauter werden die Züge. Wobei die Lärmemissionen nicht gleichzusetzen sind mit den Lärmimmissionen, also der Wirkung auf den Menschen. Hier können die Höhe der Frequenzen (denken Sie an das Bremsenquietschen) oder wie plötzlich der Lärm auftritt und wie lange er anhält, eine Rolle spielen.
Wir lernen daraus, dass es so etwas wie Flüstergleise gar nicht gibt. Wenn Güterwaggons mit 22,5 Tonnen Achslast über „rubbelige“ Schienen fahren, und das mit 120 km/h, dann geht es vielleicht um die Frage, ob 108 oder 98 dB (A), aber beide Werte sind längst jenseits von Gut und Böse. Natürlich sind neue und gepflegte Gleise leiser als alte, die voller Riefen und Bremsspuren sind. Doch Bürgerinitiativen sollten sich nicht in technische Diskussionen einmischen, denn alles verstehen heißt alles verzeihen.
Darum bleibt bei euren Grundsatzpositionen: Güterstrecken gehören raus aus Wohngebieten und alles, was über 45 dB (A) geht, darf nachts nicht fahren. Aus und Schluss.