Kompendium-2012-2-Korr 16.02.2012 9:07 Uhr Seite 101 Probedruck C M Y CM MY CY CMY K Moderne Tunnelbohranlagen kommen sowohl für Verkehrstunnel (Traffic Tunnelling) als auch für Ver- und Entsorgungstunnel (Utility Tunnelling) – bei Durchmessern von 0,10 bis 19 Metern – zum Einsatz. Je nach Projektgegebenheiten fällt die Wahl auf eine Hartgesteinsmaschine, einen Erd- druckschild oder einen Mixschild. Erddruckschilde sind in weichen Geologien in ihrem Element. Der vom rotierenden Schneidrad gelöste Boden wird hierbei zur Stützung der Ortsbrust genutzt. Das Ausbruchsmaterial wird mit der Förderschnecke aus der unter Druck stehenden Abbaukammer in den unter atmosphärischem Druck stehenden Tunnel gefördert. Unmittelbar hinter dem Schild wird mit Hilfe eines Erektors die Tunnelröhre aus Tübbingsteinen gebaut. Die Stahlbeton-Tübbinge werden dabei millimetergenau versetzt und montiert. Um weiterzubohren, drückt sich die EPB- Maschine mit hydraulischen Vortriebspressen vom zuletzt eingebauten Tübbingring ab. Flüssigkeitsgestützte Mixschilde sind Spezialisten für vielschichtige, komplexe Geologien, insbeson- dere mit hohem Wasseranteil. Die instabile Orts- brust wird mit einer Bentonitsuspension – einem Ton-Wasser-Gemisch – gestützt. So können Böden mit hoher Wasserdurchlässigkeit, meist Sande und Kiese, schnell und sicher durchfahren werden. Auch hier wird der Tunnel dann nahtlos mit Stahl- betonelementen (Tübbingen) ausgekleidet. Beim Mixschild fungiert die Bentonitsuspension nicht nur als stabilisierendes, sondern auch als förderndes Medium: Das gelöste und mit der Suspension vermischte Bodenmaterial wird über eine Förder- leitung zu einer Separieranlage außerhalb des Tunnels gepumpt, wo der Boden wieder von der Suspension getrennt wird. (Fotos: Herrenknecht AG) Montage einer Tunnelbohrmaschine im Startschacht Tunnel im Rohbau: durch die mit Tübbingen erstellte Tunnelröhre wird die Versorgung der Tunnelbohrmaschine abgewickelt sowie der Abraum abtransportiert. Moderne maschinelle Tunnelbohr- und -bautech- niken ermöglichen Streckenverläufe eng an der Ideallinie orientiert, sie bringen im Wortsinn den Durchbruch für Trassen, die früher für den Bahn- verkehr unvorstellbar waren – auch im Denken der Planer. Die zum Einsatz kommenden Maschinen werden dabei immer exakt auf den Einsatzzweck ausgelegt, abhängig beispielsweise von der Geo- logie, der Hydrologie, dem Durchmesser und der Baustellensituation.