Kompendium-2012-2-Korr 16.02.2012 9:05 Uhr Seite 45 Probedruck C M Y CM MY CY CMY K Anmerkung: Unterschiede zwischen Fluglärm und Bahnlärm sind aller Voraussicht nach sowohl am Tage wie auch in der Nacht vorhanden, denn Bahnlärm hat sowohl das höhere Aufweckpotenzial als auch die höhere Störwirkung am Tage, ganz im Gegensatz zum gesetzlich verordneten Schienenbonus! 4. Auf dem Gebiet der psychischen Erkrankun- gen findet sich lediglich ein relevanter Befund: Bei Frauen sind die Erkrankungsrisiken für Depressionen signifikant erhöht, vor allem im Zeitfenster für nächtlichen Fluglärm. 5. Es zeigen sich beinahe zu allen Analysen stärker erhöhte Erkrankungsrisiken bei der Teilpopulation mit Fluglärmbelastung, die keinen Anspruch hat auf eine Finanzierung von Schallschutzmaßnahmen durch den Flughafen Köln-Bonn. 6. Eine Diskussion der vorhandenen wissen- schaftlichen Evidenz zeigt, dass für Herz- und Kreislauferkrankungen die epidemiologischen Kriterien für die Feststellung eines ursäch- lichen Zusammenhangs zu Expositionen gegenüber Fluglärm erfüllt sind. 7. Fazit: Schon ab einer geringen Lärmbelastung von 40 dB(A) Dauerschallpegel steigt das Herz-Kreislauf-Risiko bei Männern und Frauen signifikant an. Die gesetzlichen Grenzwerte nennt Prof. Greiser „unverantwortlich hoch“. NAROMI-STUDIE Chronischer Lärm als Risikofaktor Unter der Bezeichnung „NaRoMI“ (Noise and Risk of Myocardial Infarction) begann 1998 eine Fallkontrollstudie, die bis 2001 in enger Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Sozialmedizin (Charité), dem Umweltbundesamt und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin durchgeführt wurde. In 32 Berliner Krankenhäusern wurden MI-Patienten (Herzinfarkt-Patienten) und vergleichbare Kontrollen (Unfälle, gutartige Schilddrüsenvergrößerung, darmchirurgische Eingriffe) rekrutiert. Das Ziel der NaRoMI-Studie war die Beantwortung der Frage, ob eine chronische Umwelt- und/oder Arbeitslärmbelastung (objektiv sowie subjektiv) mit einem erhöhten Myokardinfarkt (MI)-Risiko verbunden ist. Zur Beantwortung der Frage wurde die objektive Straßenverkehrslärmbelastung (Schallpegel) der Untersuchungspersonen auf der Grundlage der Lärmkarte der Berliner Senats- verwaltung für Stadtentwicklung ermittelt (vgl. Spandauer Gesundheits-Survey). Die Betrachtung der Teilstichprobe mit längerer Wohndauer trägt dem Sachverhalt Rechnung, dass gesundheitliche Wirkungen chronischer Lärmbelastung angesichts langer Latenzzeiten bis zur Manifestation eines Herzinfarktes nach der Wirkungshypothese erst nach langjähriger Exposition zu erwarten sind. www.ibk2010.de/GREISERstudie.html www.ibk2010.de/NAROMIstudie.html